Vorstellung des neuen steirischen Geburtenregisters
Zeit:
Dienstag, 22. November 2005, 11.00 Uhr
Ort:
Stmk. Krankenanstaltengesellschaft m.b.H.,
Zentraldirektion, 3. OG, Konferenzraum, Zi 3.24
Die geburtshilfliche Qualität in den KAGes-Spitälern ist hervorragend. Auf Basis eines modernen Konzeptes strukturierte die KAGes in den letzten Jahren die Geburtshilfe um: kleine – von den Chirurgien betreuten - Geburtshilfliche Stationen wurden geschlossen und die Geburtshilfe in Fachabteilungen konzentriert. Diese Maßnahme gilt als ein wesentlicher Eckpfeiler für das Absinken der Säuglingssterblichkeit in der Steiermark auf ein europaweites Minimum.
Mit der Einrichtung des KAGes-weiten Geburtenregisters nimmt die Steiermark eine neuerliche Vorreiterrolle ein. Dank der erstmalig träger-weit einheitlichen, edv-mäßigen Erfassung und Aufzeichnung aller Geburten in den KAGes-Spitälern ergeben sich neue Vergleichsmöglichkeiten und können zusätzliche Informationen gewonnen werden. Dies wird wesentlich zur Absicherung des bereits hohen geburtshilflichen Niveaus bzw. zu dessen weiteren Verbesserung beitragen. Letztlich sollen diese neuen Möglichkeiten zur weiteren Absenkung der Mortalität und der Folgeerkrankungen bei Geburten beitragen.
Derzeit liegt der Erfassungsgrad bei circa 90 Prozent aller steirischen Geburten. Für 2006 ist bereits der nächste ehrgeizige Entwicklungsschritt geplant. Im nächsten Jahr sollen sämtliche steirische Geburten – also auch jene außerhalb der KAGes-Spitäler –einheitlich erfasst in ein - dann „gesamtsteirisches“ - Geburtenregister einfließen und die Aussagekraft der daraus zu gewinnenden Informationen weiter erhöhen.
Das zentrale Geburtenregister dokumentiert sämtliche Geburten in den neun Geburtshilflichen Abteilungen der KAGes sowie der Geburtshilflichen Einheit am LKH Wagna. Der eingerichtete Fachbeirat für das Geburtenregister analysiert diese Ergebnisse und bringt Verbesserungsvorschläge ein. Die Auswertung erfolgt in Kooperation mit dem Institut für Klinische Epidemiologie der TILAK. Anhand des neuen Datenmaterials können Vergleiche zwischen den einzelnen Abteilungen (auch mit weiteren 31 Geburtshilflichen Abteilungen außerhalb der Steiermark) durchgeführt werden. Nicht zuletzt aufgrund der verbesserten Datenqualität können Verbesserungspotenziale aufgespürt und die inhaltliche Auseinandersetzung gezielter geführt werden. Damit wird die bestehende Qualität in der Geburtshilfe nicht nur abgesichert, sondern weiter ausgebaut.
Die zentrale EDV-Unterstützung und zentrale Speicherung der Patientendaten in der KAGes schafft neue vielfältige Möglichkeiten des Datenaustausches und der statistischen Bearbeitung, die im europäischen Raum einzigartig sind. So kann beispielsweise - bei Verlegung der Patientin in eine anderes KAGes-Spital – der übernehmende Arzt im gleichen Krankenakt weiterdokumentieren. Vorbei ist die Zeit der aufwändigen Übergabe von Krankengeschichten. Innovativ ist auch die Entwicklung des Partogrammes, in dem sämtliche erhobene Befunde während der Geburt eingetragen und aufgezeichnet werden. Dank dieser grafischen Hinterlegung des Geburtsfortschrittes hat das betreuende Team einen guten Überblick über das zeitliche Geschehen unter der Geburt. Eine großartige Hilfe liefert auch das CTG-Modul. Durch die digitale Aufzeichnung der Herztonkurve des Ungeborenen und die Wehentätigkeit der Gebärmutter kann keine CTG-Kurve mehr „verloren“ gehen. Künftig sollen diese CTG-Kurven auch breit bei ambulanten Patientinnen Anwendung finden.
· Zwischen 1994 und 2003 sank die Anzahl der Lebendgeburten in der Steiermark um 2.581 Geburten.
· In der KAGes fanden im Jahr 2004 insgesamt 8.901 Geburten statt. Es wurden 9.037 Kinder geboren.
· Die durchschnittliche Rate an Kaiserschnitten in der KAGes lag bei 24,9 Prozent. Bei 69 Prozent aller Kaiserschnitte fand in Regionalanästhesie statt, nur ein Drittel in Allgemeinnarkose. Dies ist ein Hinweis auf die hohe Qualität der KAGes-Anästhesieabteilungen.
· Über 35 Prozent der Schwangeren, die zuvor mittels Kaiserschnittes entbunden hatten, haben vaginal entbunden. Dies bedeutet ein sehr gutes geburtshilfliches Ergebnis.
· In 15,2 Prozent der Fälle wurde die Geburt eingeleitet.
· Bei 26,1 Prozent der Vaginalgeburten wurde ein Scheidendammschnitt vorgenommen (in 14,3 Prozent bei Mehrgebärenden).
· Bei 4 Prozent der Vaginalgeburten handelte es sich um Wassergeburten. Alternative Gebärpositionen wählten 15,5 Prozent der Schwangeren.
· Die perinatale Mortalität (Tod des Kindes vor, während und bis zum 7. Lebenstag) liegt bei 6,4 Promille. Dies gilt als ein sehr gutes internationales Ergebnis. Einen international beachtlichen Spitzenwert stellt die niedrige neonatale Mortalität mit 2,3 Promille dar. Dies zeigt die hervorragende Zusammenarbeit zwischen Geburtshelfern und Neonatologen.
· 2004 ab es in der KAGes keinen mütterlichen Todesfall.
· 2,9 Prozent der Gesamtgeburten in der KAGes wurden ambulant durchgeführt.
· 22,5 Prozent aller Schwangeren waren während der Schwangerschaft berufstätig.
· Mehr als 12 Prozent der Schwangeren sind bei ihrer Geburt über 35 Jahre. Damit könnten steigende Komplikationsraten durchaus erklärbar sein.
· 47 Prozent aller Schwangeren waren Erstgebärende. Der Anteil der Schwangeren mit drei oder mehr vorausgegangenen Geburten lag bei nur 6 Prozent.
· Die Rate an Zwillingen in der Steiermark betrug 1,5 Prozent. Nur zwei Mal wurden Drillinge entbunden, Vierlinge kamen keine zur Welt. Zwillinge wurden zu mehr als 78 Prozent mittels Kaiserschnitt geboren. Sämtliche Drillingsgeburten waren Schnittentbindungen.
· Mit nur 2,9 Prozent der Geburten vor der 34 Schwangerschaftswoche liegt die Steiermark sehr niedrig.
· Mehr als 93 Prozent der Kinder werden aus Schädellage entbunden. Auffällig ist jedoch die mit 5,7 Prozent im internationalen Vergleich höhere Rate an Beckenendlagenkindern.
· 26 Lebendgeborene hatten ein Geburtsgewicht unter 750 Gramm. 8,7 Prozent hatten ein Geburtsgewicht über 4.000 Gramm.