Mangelernährung ein Risiko?
Graz, am 15. Oktober 2008 -
Nutrition Day 2008:
Erfolgreiche Erhebung des Ernährungsstatus der PatientInnen in KAGes-Spitälern.
Kranke Menschen essen häufig falsch oder nicht ausreichend. Dies kann zu krankheitsbedingter Mangelernährung führen. Folgen bei einem Spitalsaufenthalt sind vermehrte Komplikationen, eine längere Aufenthaltsdauer, eine höhere Mortalität und zusätzliche Kosten für das Gesundheitswesen.
Im Rahmen des „Nutrition Day“, einem europäischen Gemeinschaftsprojekt, wurde am 29. Mai 2008 die Ernährungssituation der PatientInnen in den steirischen Landeskrankenhäusern analysiert - mit dem Ziel, die Aufmerksamkeit für die krankheits- und altersassoziierte Mangelernährung sowohl beim medizinischen Personal als auch bei den PatientInnen und deren Angehörigen zu erhöhen. Auch politische und wirtschaftliche Entscheidungsträger sollen verstärkt auf die vorliegende Problematik aufmerksam gemacht werden.
Insgesamt haben knapp 800 PatientInnen auf 33 ausgewählten Stationen in unterschiedlichen KAGes-Spitälern an der Befragung teilgenommen. Dank der hohen Patientenbeteiligung und einer Ausfüllquote von 80 Prozent sind die steirischen Auswertungsergebnisse überaus aussagekräftig.
43 Prozent unserer PatientInnen berichten von einem krankheitsbedingten Gewichtsverlust vor Aufnahme in das Krankenhaus.
Steirerinnen und Steirer haben zwar im Durchschnitt einen erhöhten BMI (Body Mass Index) von 25,9, was im europäischen Vergleich bei einer Körpergröße von 170 cm einem um etwa 3 kg höheren Körpergewicht entspricht, das hohe Körpergewicht bedeutet allerdings nicht, dass ein übergewichtiger Patient nicht auch Risikopatient im Sinne von Mangelernährung werden kann.
Künftig neuer Vitalparameter „Ernährungsstatus“
Der Nutrition Day befasst sich vor allem mit dem Einsatz von Nahrung als Therapie. Um aber gezielt Nahrung als Therapie einsetzen zu können, ist die Erhebung des „Ernährungsstatus“ unabdingbar. Genauso wie beispielsweise die Messung der Körpertemperatur, des Blutdruckes oder der Herzfrequenz sollte der Ernährungsstatus als Vitalparameter routinemäßig erhoben und dokumentiert werden. Bei Kenntnis von Mangelernährung kann mit gezielter Therapie (überwachte Verabreichung von Aufbaunahrung, Spezialdiäten) der Heilungsprozess wesentlich unterstützt werden.
Ernährung hat „Gewicht“ in den KAGes-Spitälern
Im Europavergleich verfügt die KAGes bereits über ein beachtliches Know how - sowohl bei der Erfassung des Ernährungszustandes als auch bei der Anwendung KAGes-interner Ernährungsstandards, die mit 88 Prozent deutlich höher als der europäische Durchschnitt von 44 Prozent liegt.
Einige Abteilungen führen – bereits elektronisch unterstützt – Ernährungs-screenings durch. Eine noch zu hohe Wiederaufnahmerate unserer PatientInnen weist allerdings darauf hin, dass trotz der bereits begonnenen Maßnahmen weitere Schritte notwendig sind.
Die Empfehlung der Ernährungsexperten ist die flächendeckende Etablierung des Ernährungsscreenings und der Ernährungsstandards in allen KAGes-Krankenhäusern. Weiters empfiehlt sich die Etablierung eines KAGes-weiten interdisziplinären Ernährungsfachgremiums in Form eines steirischen Ernährungsteams.