Enzenbacher Tuberkulose-Speziallabor ist Vorbild für chinesische Gesundheitspolitik
Enzenbach, am 11. September 2013 -
Genau unter die Lupe genommen hat heute eine hochrangige Delegation des chinesischen Gesundheitswesens das Tuberkulose-Speziallabor in Enzenbach. Die chinesische Regierung plant im Kampf gegen die Tuberkulose (Schwindsucht) wirksame Maßnahmen zu treffen. Als Benchmark-Einheit wurde die Enzenbacher Lungenabteilung ausgewählt, weil diese als derzeit modernste TBC-Station Mitteleuropas gilt.
Bei Tuberkuloseerkrankungen gilt China als Hochinzidenzland. Deshalb unter nimmt die chinesische Gesundheitspolitik große Anstrengungen, die hohe Anzahl der Tuberkulose-Infektionskrankheiten zu senken. Dabei soll das Knowhow der Lungenexperten in Enzenbach genutzt werden, um innovative und bewährte Lösungen zu finden.
Besonders beeindruckt war die chinesische Delegation von der hohen Diagnosequalität sowie dem umfangreichen Infektionsschutz des Personals.
Das Tuberkulose-Speziallabor bietet dank der speziellen Werkbank unter Lamina Airflow mit Spezialfiltern und zusätzlicher externer Abluftführung eine europaweit höchstmögliche Sicherheit in der Verarbeitung der TBC-Proben.
Seit 2005 zählt der Nachweis der Tuberkulose-Infektion durch Bestimmung von TBC-spezifischem Gamma-Interferon zur Routine in Enzenbach. Diese Untersuchungsmethode ist aufgrund der hohen Sensitivität und Spezifität heute in der TBC-Diagnostik nicht mehr weg zu denken. Die Ergebnisse werden in einer speziellen Datenbank gespeichert, mit sämtlichen TBC-spezifischen Daten der Patienten verknüpft und wissenschaftlich ausgewertet. Die hohe Qualität der individuellen Befunderstellung - unter Einbeziehung einer ausführlichen Patientenanamnese - führte in den letzten Jahren zu deutlichen Steigerungen der Zuweisungen von innerhalb und außerhalb der Steiermark.
Die Isolierstation in Enzenbach ist die derzeit modernste Tuberkuloseabteilung Europas und ein technisches Meisterwerk
Alle Zimmer sind mit elektronisch kontrollierten, individuell aktivierbaren Schleusen mit variablem Unterdruck ausgestattet. Dies dient dazu, dass die gefährlichen Tuberkulosekeime nicht in den Stationsgang und in andere Krankenzimmer und Versorgungsräume verschleppt werden können und andere Patienten sowie das ärztliche, Pflege- und Reinigungspersonal vor Infektion geschützt werden.
In den Schleusen befinden sich für jedes Zimmer behindertengerechte Nasseinheiten. Die Steuerung der Schleusen erfolgt vom Schwesternstütz-punkt aus mittels Touchscreen und lässt sowohl eine personalgesteuerte wie auch eine patientenfreie Bedienung zu. Darüber hinaus besteht eine davon unabhängige Möglichkeit zur Notöffnung der Schleusen bei Gefahr.
Die Unterdruckversorgung der Räume aber auch die Tür- und Fensterfunktionen werden elektronisch überwacht. Im Fall eines Anstiegs des Unterdruckes erfolgt die Alarmierung über den Überwachungsmonitor im Schwesternstützpunkt, der in die Leitzentrale eingebunden ist. Dabei ist durch farbliche Darstellung der Grund des Unterdruckabfalls sofort erkennbar, was eine rasche Behebung ermöglicht. Sowohl in den Patientenzimmern als auch in den Schleusen der einzelnen Einheiten erfolgt eine permanente Messung des Unterdruckes mit Darstellung am Touchscreen. Bei Abfall des Unterdruckes unter das Sicherheitslimit erfolgt eine Alarmierung im Schwesternstützpunkt. Zudem werden sämtliche Ereignisse
(Druckabfälle und Temperaturänderungen, Tür- und Fensteröffnungen und -
schließungen, Änderungen der Schleusentaster-Funktionen, Lichtrufanlage und deren Beantwortung durch das Pflegepersonal usw.) zeitlich unlimitiert auf einem Server abgespeichert und können jederzeit abgerufen werden.
Die Kapazität der Be- und Entlüftung ermöglicht einen Unterdruckaufbau in den Schleusen und Krankenzimmern innerhalb von 2 - 5 Sekunden, sodass die Wartezeiten in den Schleusen auf ein Minimum reduziert werden können.
Aufgrund der vollständig abgedichteten Fenster (zur Aufrechterhaltung des
Unterdrucks) und der süd- bzw. nordseitigen Lage der Krankenzimmer sind sämtliche Räume klimatisiert, die permanent erfasste Temperatur wird wie sämtliche anderen technischen Daten am Überwachungsdisplay im Schwesternstützpunkt ausgewiesen.