Binnen 15 Jahren doppelt so viele junge Diabetiker
In der Steiermark sind rund sechs Prozent der Erwachsenen zuckerkrank, sprich von Diabetes mellitus betroffen - hauptsächlich vom Typ 2, früher auch „Altersdiabetes" genannt, da er meist im fortgeschrittenen Alter diagnostiziert wird. Immer öfter wird die Krankheit allerdings auch bei jungen Menschen diagnostiziert: „Die Zahl der Neuerkrankungen beim Diabetes Typ 1 - diese Form manifestiert sich hauptsächlich im Kindes- und im Jugendalter - hat sich österreichweit in den letzten 15 Jahren verdoppelt. Zudem gibt es auch immer mehr Typ 2-Fälle bei jungen Erwachsenen, die aber oft ignoriert würden, weil es nicht in den Lebensentwurf passt - mit teils sehr unangenehmen Folgen", warnt der Diabetes-Experte Univ.-Prof. Dr. Thomas Pieber vom LKH-Univ. Klinikum Graz.
Unbehandelt steigt das Risiko für typische Folgeerscheinungen wie Herzkreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle, Nierenerkrankungen, Sehstörungen sowie für das diabetische Fußsyndrom. Rechtzeitig erkannt können diese Folgen meist gut unter Kontrolle gehalten und gravierende Auswirkungen wie Amputationen oder Erblindung praktisch immer verhindert werden.
Klassische Symptome, auf die daher auch jüngere Menschen achten sollten, beziehungsweise bei Kindern und Jugendlichen geachtet werden sollte, sind starker Durst, häufiger Harndrang, Müdigkeit und Leistungsschwäche sowie schlecht heilende Wunden. Zwar können diese Symptome auch andere Ursachen haben, eine Abklärung durch eine simple Blutzuckermessung ist aber dringend zu empfehlen, so der Experte. Beim Typ 1-Diabetes weist Dr. Pieber zudem darauf hin, dass immer jüngere Kinder davon betroffen sind: „Lag früher das typische Manifestationsalter bei 14 bis 15 Jahren, so liegt es heute eher bei 8 bis 10 Jahren."
Wichtig ist jedenfalls eine möglichst frühzeitige und genaue Abklärung durch Fachärzte um eine genaue Diagnose und darauf basierend die bestmöglichen Therapiemaßnahmen einleiten zu können. Für Kinder gibt es hierfür spezialisierte Diabetesambulanzen an der Kinderklinik des LKH-Univ. Klinikums in Graz sowie am LKH Leoben, die auch seltene Sonderformen diagnostizieren können - so gibt es etwa seltene genetische Diabetes-Subtypen, bei denen kein Insulin gespritzt werden muss. Entsprechende Einrichtungen für erwachsene Patienten gibt es in den KAGes-Landeskrankenhäuser Bad Radkersburg, Feldbach-Fürstenfeld, Hartberg, Hörgas-Enzenbach, Judenburg-Knittelfeld, Leoben, Rottenmann-Bad Aussee, Univ. Klinikum Graz und Weiz. Dazu kommen noch spezialisierte Ambulanzen für das diabetische Fußsyndrom am Universitätsklinikum, am LKH Hörgas-Enzenbach und am LKH Bruck.
Allgemeines zur Krankheit
Diabetes mellitus - oft auch als Zuckerkrankheit bezeichnet - bezeichnet eine Gruppe von Stoffwechselerkrankungen, bei der es durch Insulinmangel zu einer Erhöhung des Blutzuckers kommt. Hauptsächlich unterschieden wird zwischen den Typen 1 und 2, daneben gibt es noch diverse Sonderformen. Beim Typ 1-Diabetes ist ein absoluter Mangel an insulin-produzierenden Zellen gegeben und daher eine Insulin-Therapie unumgänglich. Als Ursachen wird eine Kombination aus diversen genetischen und Umweltfaktoren vermutet.
Beim Typ 2-Diabetes, der häufig durch Übergewicht entsteht, kommt es im Laufe der Zeit sogar zu einer Insulin-Überproduktion, jedoch wird dieses von den Körperzellen so schlecht aufgenommen (Insulin-Resistenz), dass es im Laufe der Zeit trotzdem zu einer Blutzucker-Erhöhung kommt. In 70 bis 80 Prozent der Fälle ist auch ein erhöhter Blutdruck vorhanden, weshalb die Blutdruck-Behandlung bei Typ 2-Diabetikern ebenso wichtig und teilweise sogar wichtiger ist als die Behandlung des Blutzuckers. Sowohl präventiv als auch nach der Diagnose wird oft eine entsprechende Änderung der eigenen Lebensgewohnheiten empfohlen - sprich mehr Bewegung, eine ausgewogenere Ernährung und vor allem der Verzicht auf zusätzliche gesundheitliche Belastungen - allen voran das Rauchen.
Zwar gibt es für beide Diabetesformen noch keine Heilung, spezialisierte Medizin und moderne Medikamente erlauben jedoch eine gute Behandlung der Patienteninnen und Patienten und erleichtern so das Leben mit Diabetes.