Verbesserte Versorgungssituation für obersteirische Kinder und Jugendliche:
Leoben, am 14. Juni 2016 -
Ambulanz und Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie wird eröffnet
Je nach Definition kann man davon ausgehen, dass in Österreich 10 bis 20% aller Kinder und Jugendlichen von psychiatrischen Erkrankungen betroffen sind. Oft sind nicht nur die Patientinnen und Patienten selbst, sondern auch das familiäre und erweiterte soziale Umfeld berührt. In der Öffentlichkeit wurde in der Vergangenheit eine Mangelversorgung im Bereich der Kinder- und Jugendpsychiatrie immer wieder thematisiert. Speziell für die Obersteiermark gab es bis vor kurzem keine regionale kinder- und jugendpsychiatrische Versorgung.
Ein von der KAGes und Gesundheitsplattform koordiniertes Kooperationsmodell des LKH Graz Süd-West und des LKH Hochsteiermark führt nun zu einer wesentlichen Verbesserung der Versorgungssituation für obersteirische Kinder und Jugendliche, die psychiatrische Hilfe benötigen. Am LKH Hochsteiermark Standort Leoben gibt es nun eine kinder- und jugendpsychiatrische Ambulanz sowie eine Tagesklinik mit einem aus ÄrztInnen, PsychologInnen, SozialpädagogInnen und anderen TherapeutInnen bestehenden multiprofessionellen Team. Die Einrichtung befindet sich in direkter räumlicher Nachbarschaft zur Kinder- und Jugendabteilung, wodurch eine enge Kooperation der beiden Sonderfächer gewährleistet ist. Gerade diese Interdisziplinarität entspricht dem modernen biopsychosozialen Konzept von Gesundheitsversorgung und Krankenbehandlung, demzufolge eine differenzierte Betrachtungsweise von „Körper" (Soma) und „Seele" (Psyche) weder erwünscht noch sinnvoll ist. Gesundheitslandesrat Mag. Christopher Drexler und KAGes-Vorstandsvorsitzender Univ. Prof. Dr. Karlheinz Tscheliessnigg nehmen die offizielle Eröffnung gemeinsam mit der Vorständin der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und - psychotherapie am LKH Graz Süd-West, Primaria Dr. Katharina Purtscher-Penz, dem Vorstand der Abteilung für Kinder und Jugendliche am LKH Hochsteiermark, Univ. Prof. Dr. Reinhold Kerbl und dem Ärztlichen Direktor am LKH Hochsteiermark, Primarius Dr. Heinz Luschnik, MSc, vor.
Wo Eltern und Kinder Hilfe finden
Seit 2014 bieten die „Ambulanz und Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie" am LKH Hochsteiermark in Leoben den Kindern und ihren Familien ein umfassendes therapeutisches und pädagogisches Angebot.
Bei folgenden Verhaltensweisen der Kinder können sich Eltern an diese Einrichtungen wenden:
Wenn das Kind...
• ängstlich, traurig und zurückgezogen ist
• schnell aggressiv, wütend und unkontrolliert wird
• unkonzentriert, unruhig oder verträumt ist
• in der Schule nicht zurechtkommt
• oft Ärger oder Streit mit Eltern oder Freunden hat
• ungewöhnliche Verhaltensweisen zeigt
• nicht altersentsprechende Verhaltensweisen zeigt
• Schwierigkeiten im Essverhalten hat
• unter den Folgen belastender Erlebnisse leidet
• unter körperlichen Beschwerden leidet, für die der Arzt keine organische Ursache gefunden hat
Nach der Anmeldung für ein Erstgespräch im Sekretariat (Fr. Müller) unter Tel. 03842/401-2463 (Mo-Fr: 08:15-12:00) wird dieses zeitnah von einem der beiden Fachärzte (OÄ Dr. Haring, OA Dr. Kostial) durchgeführt. Eltern und Kinder/Jugendliche besprechen dabei mit den Ärzten die aktuelle Situation und Behandlungsmöglichkeiten. Nach diesem Klärungsgespräch wird eine Ersteinschätzung erstellt. Bei den Folgeterminen geht es um eine...
• psychiatrische Befunderhebung und klinische Diagnostik
• psychologische Testung (Psychodiagnostik)
• medizinische Untersuchungen (z.B. EEG, Labor)
• Befundbesprechung
• Therapieplanung
Falls notwendig, wird gemeinsam mit Eltern und dem Kind in weiterer Folge eine mögliche Aufnahme in die Tagesklinik vorbereitet. Die tagesklinische Behandlung erfolgt in einem multiprofessionellen Team. Grundlegend ist eine enge Zusammenarbeit zwischen den zuständigen Therapeuten (Arzt, Psychologe), den Bezugsbetreuern (Mitarbeiter des pädagogisch-pflegerischen Dienstes) und der Heilstättenschule. Sie begleiten die Kinder und ihre Familien durch die Behandlung in der Tagesklinik. Die Tagesklinik bietet eine auf die Bedürfnisse des Patienten und der Familien zugeschnittene Therapie an, die aus verschiedenen Behandlungsbausteinen besteht.
Seit Dezember 2015 finden in der Ambulanz monatlich 60-80 Patientenkontakte statt. Dabei werden eine ausführliche kinderpsychiatrische Befunderhebung und Diagnostik, multiprofessionelle Behandlungsplanung und Therapien durchgeführt. Kinder- und Jugendpsychiatrische Behandlung heißt multiprofessionelle Behandlung durch ÄrztInnen, PsychologInnen, Pflege, Sozial- und HeilpädagogInnen, ErgotherapeutInnen, Klinische Sozialarbeit. Dies geschieht immer unter ganzheitlicher Betrachtung des Kindes und seines sozialen Umfeldes - der Familie, der Schule oder der Arbeitssituation.
Die Vernetzung und Zusammenarbeit mit extramuralen Behandlern und Betreuern (z.B. niedergelassene Ärztinnen und Ärzte, Kinder- und Jugendhilfe, Schulen, ambulante Therapieeinrichtungen) im Sinne eines Behandlungsnetzwerks sind eine unabdingbare Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie. Dies wird an der Kinder- und Jugendpsychiatrischen Ambulanz und Tagesklinik im Rahmen enger Kooperationen und gemeinsamer Hilfeplanbesprechungen durchgeführt.
Die enge Zusammenarbeit mit der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde Leoben und der Psychosomatischen Station ist durch einen regelmäßigen Konsiliardienst und die gemeinsame Arbeit in der Kinderschutzgruppe etabliert.
Ambulanz und Tagesklinik sind dislozierte Einrichtungen der Abteilung für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie des LKH Graz Süd-West unter der Gesamtleitung von Primaria Dr. Katharina Purtscher-Penz. Die Standortleitung in Leoben obliegt OA Dr. Martin Kostial.